Diesen Tag werde ich wohl nie vergessen!
Mit einer Gruppe von Freunden wollte ich etwas Besonderes erleben und so entschlossen wir uns für einen Sprung aus 4000 m. Das Wetter war wie für uns gemacht – Sonne, kleine Wölkchen und ein wenig Wind.
Nachdem jedem in unserer Gruppe sein Tandemmaster zugewiesen wurde, ging es an die
Trockenübungen. Kopf in den Nacken, Arme am Körper, wenn das Zeichen gegeben wird,
Arme auseinander, bei der Landung Beine hoch.
Kaum mit der Einweisung fertig,
war es auch schon so weit und es ging zum Flieger. Die Nervosität nahm merklich zu,
aber es war eher eine Art Vorfreude, die immer mehr wurde. Mein Tandemmaster war die
Ruhe selbst – was soll man auch von jemandem erwarten, der über 11.000 Sprünge
absolviert hat?
Die Zeit, die der Flieger nach oben brauchte, wurde durch viele Hinweise und Anekdoten der Tandemmaster überbrückt. Der Höhenmesser schritt immer weiter und letztendlich waren die ersehnten 4.000 m erreicht. Die Sportspringer, die ebenfalls mit in der Maschine saßen, öffneten das Rolltor des Fliegers und verließen entweder alleine, oder in kleinen Gruppen die Maschine.
Dieser ungewohnte Anblick, dass sich Menschen in die Tiefe stürzen und die Tatsache, dass ich ihnen gleich folgen werde, ließen den Puls noch einmal schneller werden.
Mein Tandemmaster bugsierte mich zur Tür und da sah ich, worauf ich mich eingelassen hatte. Nichts war mehr da, was mich von dieser Tiefe trennte.. Keine Fenster, keine Flugzeugwand – gar nichts. Meine Beine hingen in 4.000m aus dem Flieger und ich schaute in diese endlos scheinende Tiefe. Mein Verstand wusste nicht mehr genau, was er wollte – er war zwiegespalten, zwischen Angst und Neugier, aber viel Zeit blieb nicht mehr, denn schon befand ich mich im Freifall. Dieses Gefühl war einfach überwältigend. Der Wind, der einem mit ungewohnter Geschwindigkeit ins Gesicht bließ, das Geräusch und selbst der Geruch der vorbeiziehenden Luft, der Blick nach unten, der einem bewusst werden ließ, dass man sich im Freifall in Richtung Boden befindet – es war einfach der pure Wahnsinn und irgendwie auch unbeschreiblich.
Als mein Tandemmaster den Schirm öffnete, war es plötzlich leise um einen herum. Ich realisierte hier erst, was für einen wunderschönen Ausblick man hatte. Wir flogen links herum und rechts herum, machten einige Drehungen und schon stand die Landung bevor. Auch diese klappte hervorragend und ich ging euphorisch und unendlich glücklich zu meiner Gruppe zurück. Der gesamte Körper zitterte. Aber er zitterte nicht vor Angst, sondern vor Glück. Dies war wohl der Moment, an dem es um mich geschehen war, denn dieses unbeschreibliche Gefühl wollte ich nie wieder missen.
Nur drei Wochen später meldete ich mich für einen Lizenzkurs an und erreichte Sprung für Sprung immer mehr Freude an dieser faszinierenden Sportart. Seit kurzer Zeit bin ich Lizenzspringerin und freue mich auf zahlreiche schöne Sprünge und weitere unbeschreibliche Erlebnisse. Ich kann nur jedem empfehlen, einen Tandemsprung zu machen – es zählt definitiv zu einem unvergesslichen Erlebnis und wer weiß – vielleicht erwischt es ja noch den einen oder anderen wie mich :-) ?
May